Ist ein Restaurant besser, wenn es persönliche Bedienung anbietet oder ist der höchste Service-Grad bereits erreicht, wenn man den vollen Self-Service aufweisen kann? Nun, ich persönlich finde beides toll, sofern es korrekt umgesetzt ist und zu meinen aktuellen Bedürfnissen passt.
In meiner Rolle als Strategie Consultant begegne ich immer öfter dem Anspruch des «Self-Service BI». Wenn man jedoch in die Tiefe geht und versucht zu verstehen, was genau damit gemeint ist, dann gehen die Meinungen sehr weit auseinander. Ähnlich wie beim Restaurant kann ich «Self-Service» auf mindestens drei verschiedenen Ebenen definieren: Kunde, Angebot und Technologie. Diese drei Aspekte möchte ich nachfolgend kurz vorstellen.
In erster Linie stellt sich natürlich die Frage nach dem Kunden. Welche Art von Kunden möchte ich bedienen, bzw. habe ich evtl. sogar mehrere Kundengruppen, welche auf unterschiedliche Art und Weise bedient werden möchten? In Bezug auf BI können wir dies gut mit den Benutzergruppen beschreiben, wie in der Grafik abgebildet.
Die Ansprüche dieser einzelnen Benutzergruppen sind vollständig unterschiedlich. So ist für den Basic User bereits der Anspruch an «Self-Service» erreicht, wenn er selbstständig sortieren und filtern kann. Bei einem Analysten/Power User geht der Anspruch soweit, dass er zusätzlich in der Lage sein möchte, eigene Berichte zu erstellen und somit Dimensionen, Attribute und Kennzahlen selbstständig aus einer «Sammlung» an Daten auswählen kann. Gehen wir nun noch einen Schritt weiter, so sehen wir, dass das Bedürfnis weiterwächst und die Rolle des Data Scientist immer mehr in Unternehmen ankommt. Hier ist der Anspruch an «Self-Service» sicherlich nochmals grösser. Dies bedeutet, dass man auch eigene Datenquellen hinzufügen möchte und somit eigene Modelle ableiten kann. Um welche Kundengruppe es sich handelt, ist somit bei jedem Unternehmen verschieden und sehr individuell zu bestimmen.
Auf einer weiteren Ebene – und wesentlich für den Erfolg von «Self-Service» – sind Strukturen, Prozesse und Organisation rund um das Angebot. Stellen Sie sich vor, im Restaurant gäbe es keine eindeutigen Wege, welche abzulaufen sind oder fehlende Hinweisschilder, wo die verschiedenen Dinge zu finden sind. Das daraus resultierende Chaos ist auf gleiche Weise im Bereich BI zu erleben, wenn man «Self-Service» alleine über ein «Self-Service-Werkzeug» einführen möchte. Je höher der Grad an Selbstständigkeit sein soll, desto höher wird auch der Anspruch an den internen BI Dienstleister, die Rahmenbedingungen korrekt zu erarbeiten. Als Rahmenbedingung kann hierbei z.B. ein Kennzahlenverzeichnis verstanden werden, aber auch die korrekte Dokumentation der verfügbaren Inhalte, sowie deren Zusammenhänge (Informationsarchitektur). Ein ganz wichtiger Punkt hierbei ist auch die Frage «Wie kommen wir von einem «Self-Service»-Bericht wieder in einen Standardbericht?». Natürlich können Sie kurzfristig, auch ohne diese Rahmenbedingungen, «Self-Service» einfach einführen. Jedoch werden Sie mit der Zeit bemerken, dass die Anzahl an Berichten ins Unermessliche steigt und schlimmer noch, die meisten Berichte das Gleiche aussagen. Ein bekanntes Problem ist hierbei, dass die Kennzahlen in den Berichten grundsätzlich gleich, jedoch unterschiedlich hergeleitet oder die einzelnen Elemente unterschiedlich verstanden wurden. Die Behebung dieser dann wachsenden Probleme ist sehr aufwändig und nur schwer wieder zu beseitigen.
Nicht zu unterschätzen ist die letzte Ebene und damit verbunden die Frage der geeigneten Technologie. Der BI Markt bietet inzwischen eine Vielzahl von Analysewerkzeugen, welche alle ihre Stärken und Schwächen besitzen. Es wäre zu einfach zu sagen, dass ein bestimmtes Werkzeug ideal für «Self-Service BI» ist und ein anderes überhaupt nicht geeignet wäre. Wie aus der ersten Ebene von Self-Service BI («Kunde») abgeleitet werden kann, hängt die Eignung eines Werkzeugs vor allem damit zusammen, welche Art von Funktionalität eine Benutzergruppe erwartet. So kann es sein, dass ein auf Dashboards spezialisiertes Werkzeug das ideale Resultat für die oberste Benutzergruppe liefert, jedoch die anderen Benutzergruppen nicht bedienen kann. Je höher der Anspruch an «Self-Service» wird, desto mehr werden zusätzliche, dem Endkunden nicht direkt ersichtliche Funktionalitäten wichtig, wie z.B. die Abstraktion über einen sogenannten semantischen Layer oder eine gute Release Fähigkeit mit automatisiertem Testing. Auch hier sehen wir, dass die korrekte Definition von «Self-Service» stark mit der eigenen Organisation verbunden ist. Zurück im Restaurant kann sowohl die Bestellung am Tisch, über ein Tablet oder Laufband, welches am Tisch vorbeifährt, bis zur einfachen Theke die korrekte Auswahl sein.
Fazit
Eine einzelne Definition und Anleitung für «Self-Service BI» greift aus meiner Sicht fast immer zu kurz. Für jedes Unternehmen ist der Anspruch ein anderer und entsprechend auch der Einsatz von BI unterschiedlich. Als Empfehlung sehe ich folglich die vertiefte Auseinandersetzung mit diesem Thema und dem gezielten Angleichen der verschiedenen Ebenen für ein optimales Resultat. Der Reifegrad von BI im Unternehmen trägt daher auch entscheidend zu den Möglichkeiten von «Self-Service» innerhalb dessen bei. Je weiter man hier fortgeschritten ist, desto mehr Möglichkeiten hat man, auch sehr stark ausgeprägte «Self-Service BI»-Funktionalitäten einzuführen. Entscheidend für eine nachhaltige Implementation ist aber auf jeden Fall, dass jede Ebene immer in Bezug zur Organisation und den damit verbundenen Prozessen gebracht wird.
Bei IT-Logix verwenden wir eine «Self-Service-Übersicht», welche die einzelnen Themen visualisiert und gemäss Flexibilität und Kontrolle einordnet. Anhand dieser Übersicht sind wir in der Lage, die spezifischen Anforderungen eines Unternehmens mit den dafür notwendigen Rahmenbedingungen zu verbinden. Kontaktieren Sie mich doch einfach – gerne diskutiere ich mit Ihnen über Ihre Optionen zum Thema «Self-Service BI».
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen guten Appetit bei Ihren «Self-Service BI»-Projekten.