Als PowerBI vor gut zwei Jahren erstmals vorgestellt wurde, war das Interesse zwar bereits gross, so wirklich begeistert waren allerdings nur die Wenigsten. Dies hat sich mittlerweile komplett geändert. Immer mehr Unternehmen springen auf den PowerBI-Zug auf, man kann von einem regelrechten PowerBI-Hype sprechen. Das grosse «Problem» von PowerBI ist jedoch, dass bis heute für eine sinnvolle Verteilung der Reports und Dashboards die Verwendung des Cloud-Dienstes powerbi.com notwendig war. Hier in der Schweiz, einem traditionell sehr zurückhaltenden Land, wenn es um die Adoption von neuen IT-Trends geht, stehen viele Unternehmen der Verwendung von Cloud-Diensten sehr kritisch gegenüber, sei es aus mehr oder weniger diffusen Sicherheitsbedenken oder aus regulatorischen Gründen.
Genau dieses Problem wird Microsoft in naher Zukunft lösen: PowerBI kommt on-premise!
Wir konnten die erste «technical preview» bereits testen und teilen gerne unsere ersten Eindrücke der On-Premise Version von PowerBI. An dieser Stelle sei dediziert darauf hingewiesen, dass die Preview-Version eben genau dies ist – eine Vorschauversion ohne Anspruch darauf, dass diese in der funktionalen Nähe des Release-Candidates ist (ein bisschen Disclaimer muss auch bei uns hier sein).
Power BI Desktop (SQL Server Reporting Service)
Für die Erstellung von On-Premise PowerBI Dokumenten wird, wie gewohnt, das lokal installierte Werkzeug PowerBI Desktop verwendet. Allerdings in ein einer leicht abgeänderten Version, so nennt sich das Tool «Power BI Desktop (SQL Server Reporting Service)» und der sonst dominant platzierte «Publish» Button fehlt in der Menuleiste. Stattdessen wurde das «Save As» Menu um den Punkt SQL Server Reporting Services erweitert, analog zum Menu, wie es bereits seit Jahren aus Report Builder bekannt ist.
Wer nun, genau wie ich selbst, gleich euphorisch Reports unter Einbezug verschiedener Datenquellen mit noch etwas M und DAX-Formeln bauen will, wird spätestens beim Publizieren des Reports auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Zwar lässt sich alles, wie vom «normalen» PowerBI Desktop gewohnt, einwandfrei bauen, bei der Publikation auf das SSRS Portal wird dem Reportentwickler dann jedoch folgender Hinweis angezeigt:
Aktuell klappt das also nur mit SQL Server Analysis Quellen. Microsoft verspricht zwar, dass sie möglichst schnell weitere Quellen unterstützen wollen, allerdings wäre es ganz nett, wenn dem Entwickler dies schon bei der Auswahl der Quellen mitgeteilt würde, und nicht erst nach getaner Arbeit. Hier braucht es also noch etwas Arbeit, liebe Microsoft, aber ich bin guten Mutes, dass dies bis zum GA (General Availability) klappt. Ansonsten, wenn man sich also für die einzige unterstützte Quelle entschieden hat, funktioniert das Report-Erstellen wie gewohnt einfach, intuitiv und effizient.
Einziger Wermutstropfen: Aktuell werden noch keine Custom-Visuals und R-Visuals unterstützt. Sie lassen sich zwar in «Power BI Desktop (SQL Server Reporting Service)» erstellen, bei der Publikation und der Anzeige im SSRS-Portal ist dann leider nicht mehr viel davon zu sehen.
PowerBI On-Premise im SSRS-Portal
Für die Verteilung und Anzeige der PowerBI Reports wird in der On-Premise Version von PowerBI anstelle des powerbi.com Portals das SQL Server Reporting Services Portal verwendet. Bereits aus der SQL 2016 Version bekannt, ist die Möglichkeit PowerBI-Dokumente im On-Premise SSRS-Portal abzulegen, welche sodann in einer eigenen Kategorie zusammengefasst werden.
Bis anhin wurde beim Anklicken der PowerBI Reports jedoch lediglich das hinterlegte PowerBI-File runtergeladen und, falls installiert, PowerBI Desktop gestartet. Dieses eher umständliche Benutzererlebnis gehört mit der nächsten SQL Server Version der Vergangenheit an. Wie bei anderen Objekttypen (z.B. SSRS Reports oder Mobile Reports) werden die PowerBI-Reports zukünftig On-Premise im SSRS Portal gerendert und angezeigt.
Das Look&Feel der PowerBI-Reports ist On-Premise absolut identisch zum powerbi.com Service. Die gewohnte Interatkivität bleibt komplett erhalten. Was momentan in der hier diskutierten Preview-Version noch fehlt, sind die aus powerbi.com bekannten Dashboards, welche Daten aus verschiedensten Reports auf einen Blick darstellen lassen. Ebenfalls können keine Reports im Browser direkt auf einem Dataset erstellt werden, wie dies in der Cloud-Version machbar ist. Aufgrund der Tatsache, dass im Preview aktuell nur die Datenquelle SSAS mit Live-Connection unterstützt wird, würde dies allerdings auch keine wesentlichen Vorteile mit sich bringen.
Neben der Darstellung der Reports im SSRS-Portal bietet dieses jedoch noch eine weiterführende Funktionalität, welche nun auch in Kombination mit PowerBI Reports verwendet werden kann. So können Reports in Ordnern organisiert und über Active-Directory Gruppen berechtigt werden, ein Feature, auf welches wir im powerBI.com Service schon lange warten.
Mobile-Fähigkeit von PowerBI On-Premise
Eines der absoluten Highlights von powerBI.com ist die hervorragende Integration mit mobilen Endgeräten wie iPhones, Android-Phones, Windows-Phones oder Tablets via entsprechender App. Mit der Version 2016 von SQL Server Reporting Services wurde auch das On-Premise Portal dahingehend optimiert, dass es sich über ein Smartphone problemlos bedienen lässt. Die Integration von mobile-optimierten PowerBI Reports mit einem mobile-optimierten Portal scheint daher naheliegend – sollte man meinen. Grundsätzlich lässt sich ein PowerBI On-Premise Inhalt problemlos über den Browser (Netzwerk-Zugriff auf den On-Premise Reporting Server vorausgesetzt) anschauen.
Obwohl für den Report ein spezielles Phone-Layout definiert wurde (ein Feature,welches PowerBI Desktop seit wenigen Versionen kennt und dem Reportentwickler erlaubt, einen Report nicht nur für die Anzeige auf einem Bildschirm sondern auch für ein Smartphone zu optimieren), wird dies aktuell bei Anzeige auf einem Phone noch nicht berücksichtigt. Es wird jeweils die «normale» Bildschirm-Version angezeigt, was die Bedienung via iPhone erschwert. Eine Integration in die PowerBI-App ist geplant, zumindest mit der aktuellen Preview-Version klappt das jedoch noch nicht.
Kommentierung im SSRS Portal
Obwohl dies nur bedingt PowerBI-spezifisch ist, möchte ich kurz ein paar Worte zum Kommentierungs-Feature verlieren. In den meisten Anforderungskatalogen von Kundenseite ein wichtiger Punkt, nur die wenigsten Hersteller, Microsoft inbegriffen, konnten bisher darauf auch nur ansatzweise eine Out-of-the-Box Lösung bieten. In der nächsten Version von SSRS wird es nun möglich sein, einzelne Reports, egal ob SSRS, Mobile Reports oder PowerBI-Dokumente, zu kommentieren.
Die Kommentare werden in einer Art Konversation angezeigt und können mit Anhängen versehen werden. Alle diese Informationen werden zentral in der ReportServer-Datenbank abgelegt. Sehr nett und gut integriert. Applaus meinerseits gibt’s, sobald auch die selektierten Parameter des Reports noch mitgespeichert werden können.
Update-Fähigkeit von PowerBI On-Premise
Diejenigen, welche PowerBI Desktop bereits nutzen, werden es kennen: es vergeht kaum ein PowerBI Desktop Start, ohne eine Aufforderung zur Aktualisierung des Tools. Die extrem kurzen Releasezyklen von einem Monat sind in diesem Markt einmalig und ein absolutes Alleinstellungsmerkmal von PowerBI. Einmal im Monat gibts neben kleinen Bugfixes grundsätzlich auch immer neue Funktionalitäten vom Hersteller. Das funktioniert mit powerBI.com wunderbar, da sich Microsoft um die gesamte Aktualisierung des powerBI.com Services kümmert. Im Falle von PowerBI On-Premise sieht dies jedoch anders aus. Hier ist der Betreiber der Plattform, also z.B. die interne IT, für Updates der Systeme und Komponenten verantwortlich. Sollte Microsoft die Releasezyklen von PowerBI On-Premise ähnlich kurzhalten, wird dies insbesondere in grösseren Organisationen zu Dikussionen führen. Vorlaufzeiten zwischen mehreren Wochen bis hin zu einem halben Jahr sind, insbesondere in stark regulierten Branchen und Betrieben wie z.B. Banken, Versicherungen, Pharma, etc., keine Seltenheit. Ein konkretes Statement von Microsoft zu diesem Thema steht aktuell noch aus. Allerdings ist zumindest in der «technical preview» die Reporting Services Installation komplett unabhängig von derjenigen des restlichen SQL Server Stacks. Das schürt die Hoffnung, dass sich die Ingenieure in Israel und den USA des Problems bewusst sind und die Updates für PowerBI On-Premise zukünftig unabhängig vom SQL Server geliefert und installiert werden. Aktuell ist dies aber reine Spekulation (und Hoffnung) meinerseits.
Fazit / Ausblick / Wunschzettel
Die «technical preview» von SSRS inklusive PowerBI On-Premise gibt bereits einen interessanten Einblick, was uns mit dem GA (geplant ca. Mid-2017) in diesem Bereich erwartet. Diverse unserer bestehenden (und auch zukünftigen J) Kunden warten schon hoffnungsvoll darauf. Viel der bereits aus powerBI.com bekannten Funktionalität wurde bereits integriert und ist funktionsfähig, trotz der Tatsache, dass dieser Blogbeitrag auf der ersten technical preview basiert. Wem die Cloud noch etwas suspekt ist (oder sie schlicht nicht nutzen will oder darf), aber in Zukunft trotzdem nicht auf interaktive Reports verzichten will, dem bietet sich in naher Zukunft eine absolut taugliche Lösung. Ich würde mir wünschen, dass bis zur finalen Version von PowerBI On-Premise noch einige weitere Datenquellen, insbesondere SQL-Server DB, unterstützt würden. Und auf die Unterstützung von Custom Visuals und der PowerBI App warte ich natürlich auch schon sehnlichst. Grundsätzlich bin ich allerdings schon recht begeistert, wie weit diese Preview bereits ist. Microsoft, ich glaube ihr habt da was echt Cooles gebaut!
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