Redesign von Diagrammen und Tabellen nach IBCS

Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) publiziert jährlich ein Magazin „Strassen und Verkehr – Zahlen und Fakten“ [1]. Im hier aufgezeigten Beispiel geht es thematisch um „Administrativmassnahmen“. Das sind Massnahmen, welche bei Verkehrsübertretungen getroffen werden, zum Beispiel Führerausweis-Entzüge.

Die International Business Communication Standards, kurz IBCS sind Vorschläge für die konzeptionelle und visuelle Gestaltung von Managementberichten und Präsentationen. Der Zweck der IBCS ist es, das Verständnis von schriftlichen Unterlagen für die geschäftliche Kommunikation zu fördern[2].

In diesem Blogbeitrag zeige ich auf, wie man Berichtselemente wie Diagramme und Tabellen aus dem Sichtwinkel der IBCS analysieren und optimieren kann. Anhand des Werkzeugs SAP BusinessObjects Web Intelligence (Version XI 3.1) präsentiere ich einen überarbeiteten Vorschlag angelehnt an IBCS. Gleichzeitig zeige ich damit auch die Limitationen dieses BI-Werkzeugs hinsichtlich der Umsetzung der IBCS-Regeln auf.

Folgender Bericht wurde Ende 2014 öffentlich publiziert im Magazin „Strassen und Verkehr – Zahlen und Fakten“, Herausgeber: ASTRA, Bundesamt für Strassen. [3]

Aus diesem Bericht habe ich die Bereiche „Gründe für den Entzug“ und „Dauer der Ausweisentzüge“ zur Analyse und Überarbeitung gewählt.

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Analyse des Diagrammes „Gründe für den Entzug (1)“

Folgende Punkte sind problematisch:

  1. Die Zuordnung der Farblegende zu den Chart-Bereichen ist schwierig lesbar.
  2. Donut-Charts sind gemäss IBCS ohnehin problematisch [1], und in vielen Fällen ungeeignet. So auch in diesem. Es gibt zu viele Unterteilungen, die Farben können nicht auseinandergehalten werden, schon gar nicht wenn jemand farbenblind ist. Zudem bieten Kuchen- und Donut-Diagramme keinerlei Vergleichsmöglichkeiten (z.B. mit der Vorjah-resperiode).
  3. Die absoluten Zahlen fehlen in dieser Auflistung, und die wären genauso interessant.
  4. Titelkonzept: Der geographische Bezug und die klare zeitliche Zuordnung der visualisierten Daten fehlen

Analyse der Tabelle „Dauer der Ausweisentzüge (2)“

Folgende Punkte sind problematisch:

1. Eine Visualisierung würde helfen, die Zahlen schneller in der Verhältnismäßigkeit zu erkennen Die Tabellenform könnte mit einer Balkengrafik kombiniert werden.
2. Die Tabelle hat viel unnötiger Leerraum zwischen Text und Zahlen, den man für ei-ne Diagramdarstellung verwenden könnte
3. Die gewählten Linien und Schattierung sind ungeeignet, da sie in dieser Form die Lesbarkeit nicht verbessern
4. Die grüne Farbgebung wird oft als etwas Positives gewertet. Hier werden jedoch die Farben ohne Bedeutung verwendet.
5. Diskutabel ist auch die Reihenfolge. Allerdings macht die zeitliche Hierarchie schon auch Sinn.

Als nächstes wird die Datenherkunft analysiert. Die Zahlen aus dem Datawarehouse werden mit SAP BusinessObjects Web Intelligence in Form von Standardberichten aufbereitet [2].

Diese Auswertungen sind vom Typ her klassische Statistiken. Ein Leser ist von solchen  tabellarisch dargestellten Zahlenanhäufungen oft überfordert. Eine Übersicht ist nicht möglich, der Bericht erfordert eine eingehende Analyse, um die Zahlen korrekt zu interpretieren und Erkenntnisse daraus abzuleiten.

3

4

 

Redesign des Diagrammes „Gründe für den Entzug“

Im unten aufgeführten Report wurden die Inhalte des publizierten Diagrammes angereichert mit weiteren Daten aus der darunterliegenden ASTRA-Statistik. Der Report wurde nach folgenden semantischen Regeln der IBCS-Standards  überarbeitet:

IBCS_2_titles

 

IBCS_3_time_structure

IBCS_8_Legends

 

IBCS_9_labels

[5]

Der überarbeitete Report enthält nun einen aussagekräftigen Titel (2) mit den wichtigsten Informationen zum Geltungsbereich der Zahlen (geografische Zuordnung und Zeitbezug). Die Zahlen entsprechen dem Zustand zu einem Stichtag (02/2014) und sind keine Zeitreihenanalysen. Darum wurde als Diagramtyp ein Barchart gewählt, da dieser gemäss IBCS für strukturelle Auflistungen zu verwenden ist (3). Die Legenden und Labels wurden direkt neben den Balken angeordnet, was die Lesbarkeit verbessert (8 + 9).

3

4

 

Weiter wurden folgende Reglen perzeptuelle Regeln der IBCS-Standards berücksichtigt (s. auch Poster IBCS with SUCESS):

c

Keine abgeschnittenen Balken / Säulen verwenden, da diese nicht dem Grundsatz von „true and fair view“ entsprechen.

b

Wenn eine Mengenverteilung visualisiert werden soll, sind die Daten entsprechend zu sortieren, dass die Verteilgrössen sofort erkennbar werden.

d

Die Verwendung von Füllwörtern wie „total“ und „sum“ sind zu ersetzen mit den beschreibenden Gruppierungsbezeichnungen, welche die entsprechenden Summen oder Totale beschreiben.

a

Auf Farben, welche keine Bedeutung tragen, ist zu verzichten.

e

Aufzählungen sollen gemessen an der nächst höheren Gruppierungsebene abschließend sein. Sofern dadurch zu viele kleine Einträge in einer Aufzählung entstehen, sollen „die vielen kleinen Einträge“ in einem summierten Balken dargestellt werden.

Alles in allem werden Berichte durch die Anwendung von IBCS und SUCCESS-Regeln übersichtlicher. Es fällt dem Betrachter leichter, die dargestellten Zahlen im geforderten Kontext richtig zu interpretieren. Ein nicht zu vernachlässigender Vorteil in einer Zeit, wo Zahlen als Entscheidungsgrundlage dienen.

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